Zwischen Atem und Stille – mein Weg zur ersten Ausstellung
- Claudia Gysi

- 31. Okt.
- 2 Min. Lesezeit
Es gibt Momente, in denen man spürt: Jetzt ist es Zeit, sichtbar zu werden. So war es bei mir, als ich mich in diesem Herbst zum ersten Mal für eine Fotoausstellung und einen Wettbewerb angemeldet habe. Es war kein lauter, ehrgeiziger Schritt, sondern ein stiller, runder, natürlicher Impuls. Ein inneres Nicken des Lebens – ja, jetzt darf das Licht hinaus.
In meiner Serie „Zwischen Atem und Stille“ erforsche ich die feinen Übergänge zwischen Materie und Licht. Muschel, Blatt und Feder werden zu Resonanzräumen – sie zeigen, wie Leben sich in Strukturen verdichtet und im nächsten Moment wieder auflöst. Mich fasziniert dieser leise Punkt, an dem Natur zu Energie wird und Sichtbares ins Unsichtbare kippt. Was bleibt, ist ein Hauch von Bewusstsein – der Atem des Lichts selbst.
Die drei Motive dieser Serie sind für mich wie ein Dreiklang. Die Muschel steht für das Herz der Tiefe – Ursprung, Empfangen, Hören. Das Blatt symbolisiert das Flüstern des Wachstums, organisch, verletzlich, im Wandel. Und die Feder verkörpert das Federlicht, das Leichte, das nach oben zieht, den Atem selbst. Gemeinsam erzählen sie eine Bewegung: von der Dichte ins Licht, vom Körper zur Seele, von Form zu Frequenz. Es ist ein stilles Werden – und genau das wollte ich sichtbar machen.
Die Auswahl dieser Bilder war intuitiv. Ich hatte viele Naturaufnahmen, doch diese drei wirkten, als würden sie miteinander sprechen. Nicht laut, sondern in Schwingung – als ob sie sich gegenseitig ergänzen. Jede trägt eine andere Frequenz, doch gemeinsam bilden sie einen Atemzyklus. Ich stellte mir die Ausstellung nicht als Leistungsschau vor, sondern als Resonanzraum. Ein Ort, an dem Betrachter innehalten, spüren und für einen Moment selbst in diese stille Bewegung eintauchen können.
Als ich mich schliesslich beim Wettbewerb anmeldete, war da dieses typische Kribbeln: eine Mischung aus Aufregung und Freude. Nicht wegen der Bewertung, sondern weil es sich wie ein nächster Schritt aus der Unsichtbarkeit anfühlte. Ein Ja zu meiner eigenen Wahrnehmung. Ein Ja zu dem, was ich sehe und fühle. Ich erinnere mich, dass ich beim Hochladen der Bilder tief durchgeatmet habe. Das ist mein Licht, dachte ich – und drückte auf „Senden“.
Diese erste Ausstellung ist für mich kein Ziel, sondern ein Übergang in den nächsten Schritt.
„Zwischen Atem und Stille“ ist nicht nur eine Serie – es ist eine Einladung an mich selbst, mein eigenes Sehen ernst zu nehmen. Ich glaube, jeder von uns
kennt diesen Punkt: den leisen Mut, sich zu zeigen, ohne zu wissen, wohin es führt. Genau dort beginnt Sichtbarkeit – und vielleicht auch Kunst.
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